Heutzutage ist das Fahrrad unbestreitbar eine nachhaltige Alternative zum Auto, auch wenn dieses elektrisch ist[1]. Immer mehr Menschen sehen nicht nur die Vorteile für die Gesundheit, die mehr Bewegung ganz nebenbei mit sich bringt, sondern auch die Vorteile für unsere Welt und schwingen sich aufs Rad[2]. Darüber kann sich die Umwelt nur freuen!
Fahrradfahren ist nicht nur meistens schneller, gesünder und günstiger, sondern eben auch umweltfreundlicher.
Es wurde festgestellt, dass die Emissionen beim Radfahren pro Fahrt mehr als 30-mal niedriger sein können als beim Fahren eines Autos mit fossilen Brennstoffen. Auch im Vergleich zu Elektroautos stößt das Fahrrad etwa 10-mal weniger Emissionen aus[3]. Da lohnt sich selbst das E-Bike als Ersatz zum Auto, da die CO2-Emissionen des Akkus schnell ausgeglichen werden[4].
Dazu werden Feinstaubbelastung sowie Lärmemissionen im Vergleich zum Auto stark reduziert, was wiederum nicht nur die Umwelt, sondern sämtliche Anwohner, Verkehrsteilnehmer und letztlich alle Mitmenschen freuen dürfte.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass Fahrradfahrer selbst sich oft und gerne als Umweltretter bezeichnen, wenn sie auf ihrem vermeintlich klimaneutralen Verkehrsmittel unterwegs sind. Die Anschaffung eines neuen Fahrrads fällt da mit dem Hintergrundwissen, dass man mit seinem Kauf ja einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leistet, leicht.
Das stimmt so aber nicht ganz. Klimaneutralität würde bedeuten, dass das Fahrrad keinerlei Emissionen ausstoßen würde. Natürlich kommt viel weniger CO2 aus den Lungen eines Radlers als aus einem Auto und zumindest auf einem manuell angetriebenen Fahrrad wird bei der Fortbewegung kein CO2 ausgestoßen. Die tatsächlichen Emissionen eines Produkts werden jedoch nicht nur während der Benutzung gemessen, sondern während seines gesamten Lebenszyklus. Ein Produkt muss in seinem ganzen Lebenszyklus betrachtet werden, um seine tatsächliche Auswirkung auf die Umwelt festzustellen. Die Herstellung eines neuen Fahrrads zum Beispiel benötigt Ressourcen, die die Welt uns nicht endlos zur Verfügung stellen kann.
Was ist die Ökobilanz eines Fahrrads?
Die Ökobilanz – auch unter Life Cycle Assessment (LCA) bekannt – versucht, die Frage zu beantworten, welche Auswirkung ein Objekt auf die Welt hat. In dem „cradle to grave“ („Wiege-zu-Grabe“) Schema orientiert man sich an folgenden 5 Phasen, um die Ökobilanz auszuwerten[5]:
- Rohstoffgewinnung
- Herstellung & Verarbeitung
- Transport
- Nutzung
- Entsorgung / Recycling
Dahinter verbergen sich zahlreiche Fragen: Welche Rohstoffe benötige ich für den Bau meines Rads? Wie viel Energie muss für die Herstellung der verschiedenen Bauteile und deren Zusammenbau aufgewendet werden? Wie lang ist die Strecke, bis mein neuverpackter Drahtesel bei mir zu Hause ankommt? Die Nutzung meines Rads ist zwar klimaneutral, weil kein Treibstoff für die Verwendung benötigt wird – aber was passiert an dem Tag, an dem ich keinen Nutzen mehr dafür habe?
All diese Fragen haben sich Forscher für uns in einer Studie gestellt, die die ECF (European Cyclists‘ Federation) 2016 veröffentlicht hat[6]. Laut dieser Studie sind die Emissionen, die bei der Herstellung anfallen, die signifikantesten. Als Beispiel wurde ein durchschnittliches niederländisches Pendlerfahrrad aus Aluminium mit einem Gewicht von 19 kg genommen. Das Ergebnis dieser Studie war, dass die Produktion eines solchen 96 kg CO2 produziert. Unter der Annahme, dass das Fahrrad 8 Jahre hält und 2.400 km pro Jahr gefahren wird, „verschmutzt“ dieses etwa 5g CO2 je gefahrenem Kilometer.
Und das gilt nur für Fahrräder ohne Elektroantrieb. Bei der Neuproduktion von E-Bikes steigt diese Zahl drastisch an: auf über 340 kg CO2, laut einer Studie des Institutes für Energie und Umweltforschung in Heidelberg[7]. Das liegt hauptsächlich an den Lithium-Ionen-Akkus, deren Herstellung leider noch nicht wirklich klimaneutral ist, und an der benötigten Energie, um mit dem E-Bike auch fahren zu können.
Die Menge der emittierten Schadstoffe variiert also von herkömmlichen Fahrrädern zu E-Bikes und hängt auch davon ab, welche Materialien genau verwendet wurden, wie groß das Fahrrad ist, welche Art es ist usw. Eines haben jedoch all diese verschiedenen neu gefertigten Räder gemeinsam: Sie sind leider nicht vollständig klimaneutral.
Was passiert mit Rädern, die nicht mehr gefahren werden?
In den schlimmsten Fällen passiert etwas wie auf diesem Bild[8]: Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein schöner bunter Teppich, doch wenn man genauer hinsieht, erkennt man die Überreste von Leihrädern, die in China vermietet werden. Anstatt diese zu reparieren und ihnen ein zweites Leben zu schenken, fristen sie ihr jämmerliches Dasein auf Fahrradfriedhöfen. Entweder wurden sie so billig produziert, dass es unrentabel wäre, nochmal Geld in ein altes Fahrrad reinzustecken, wenn man für denselben Preis ein nagelneues bekommt, oder der Aufwand ist zu groß. Was es auch ist, dieser Anblick war jedenfalls traurig genug, um unseren Co-Gründer Olli nachhaltig zu schockieren und dazu zu motivieren, seinen Beitrag für eine nachhaltige Mobilitätswelt mit der Gründung bravobikes zu leisten.
In Deutschland landen zwar nicht alle Räder auf dem Müll, dafür schlafen die Räder häufig in unseren Garagen oder Kellern. Da verschmutzen sie nicht, nehmen nur ein wenig Platz weg. Ihre Sinnhaftigkeit und ihren Wert verlieren sie aber auch hier – und das ist schade. Vor allem wenn man bedenkt, dass manche Kunden derzeit wegen Komponentenmangel, Lieferschwierigkeiten und steigender Nachfrage lange warten müssen, bis sie ihr neues Rad erhalten[9].
Was kann man also tun, um diesen Teufelskreis von Verschwendung und Neuproduktion zu durchbrechen? Gebrauchte Fahrräder verkaufen und kaufen! Dank dieser Zweitverwertung wird der Lebenszyklus des Rads verlängert und Radfahrer werden davon begeistert sein, für ihr „neues“ Gebrauchtrad weniger Geld auszugeben. Klingt nach einem perfekten Deal, oder?
Die noch nachhaltigere Lösung: gebraucht kaufen! ♻️
Um die Ökobilanz so gering wie möglich zu halten, kann man ein Fahrrad, solange es noch funktionsfähig ist, nutzen und lieben. Nicht nur wird ein unbenutztes, aber gut funktionierendes Rad sinnvoll wiederverwendet, sondern auch CO2 Ausstöße gelinkt mit der Herstellung eines neuen Fahrrads werden vermieden. Doppelter Vorteil!
Viele Menschen kaufen ihre gebrauchten Schätze privat über Online Plattformen wie eBay Kleinanzeigen. Doch auch die Option, bei professionellen Onlinehändlern wie dem Gebrauchtradstudio ein Gebrauchtrad mit Gewährleistung und Qualitätssicherung zu kaufen, wird heutzutage immer attraktiver. Ob auf Marktplätzen, im Second-Hand Fahrradladen oder im Online Shop: Die Umwelt sagt danke!
Egal ob neugekauft, geleast, verliehen oder gebraucht gekauft – das Fahrrad ist eine treibende Kraft, um die Mobilitätswelt positiv und nachhaltig zu gestalten.
Autorin
Quitterie Chavanat
Junior Marketing Managerin
Quellen:
[1] https://www.todayonline.com/commentary/cycling-10-times-more-important-electric-cars-decarbonising-cities
[2] https://www1.wdr.de/wissen/technik/elektrofahrraeder-pendler-100.html
[3] https://www.todayonline.com/commentary/cycling-10-times-more-important-electric-cars-decarbonising-cities
[4] https://www.sazbike.de/inside/elektromobilitaet/pendix-rechnet-co2-vorteile-pedelecs-gegenueber-bus-bahn-2652685.html
[5] https://ecochain.com/de/knowledge-base/oekobilanz-lca-kompletter-leitfaden-fur-anfanger/ ; https://www.ifu.com/en/life-cycle-assessment/
[6] https://ecf.com/system/files/Quantifying%20CO2%20savings%20of%20cycling.pdf
[7] https://www.ifeu.de/fileadmin/uploads/150916_Abschlussbericht_Pedelection_final.pdf
[8] https://www.geo.de/wissen/radfriedhoefe-in-china–leihraeder-tuermen-sich-30503674.html
[9] https://www.bike-magazin.de/mtb_news/szene_news/lieferprobleme-hersteller-2021